Burschenschaftsinterne Auseinandersetzungen in Marburg

In der Nacht auf den 14. Juni 2020 wurde das Haus der Verbindung Frankonia zu Marburg angegriffen. Dabei wurde eine Holztür eingerammt und die Inneneinrichtung verwüstet. Die Angreifer waren nach Aussage der Frankonia vermummt und mit Pfefferspray bewaffnet, von welchem sie auch Gebrauch machten. Des Weiteren war mindestens ein Angreifer zusätzlich mit einem Messer und Totschläger bewaffnet. Schnell wurde klar, das es sich bei diesem Angriff um einen Konflikt innerhalb der Verbindungsszene handelt. So beschrieb die Frankonia in einer Stellungnahme auf Facebook eine am Abend vorhergegangene Auseinandersetzung mit Burschenschaftern der DB-Burschenschaft Germania, bei der auch antisemitische Äußerungen gefallen sind. Laut Bericht wurde ein Mitglied der Frankonia als „Judensau“ bezeichnet, man solle ihn „vergasen“ oder „an die Wand stellen“.

Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft in Marburg gegen sechs Personen, die aus dem direkten Umfeld der Burschenschaft Germania Marburg stammen. „Nach derzeitigem Ermittlungsstand seien Männer beteiligt gewesen, die damals Mitglieder oder Gäste der Burschenschaft gewesen seien“, berichtete der Behördensprecher gegenüber der Frankfurter Rundschau.1

Die DB-Burschenschaft ist in der Vergangenheit schon häufig durch gewalttätige Aktionen aufgefallen, wie den Angriff auf Fotograf*innen im Rahmen eines Treffens der „Jungen Alternativen“. Dabei sind Germanen ebenfalls vermummt und mit Pfefferspray und Schlagstöcken bewaffnet auf diese losgegangen.2

Auch dürfte der Angriff auf die Frankonia nicht zufällig passiert sein. Die Verbindung schreibt sich dem ‚eher liberalen‘ „Schwarzburgbund“ zu, ist formell offen für Männer mit Migrationshintergrund und unterzeichnete 1996 die „Marburger Erklärung“, die sich augenscheinlich gegen anti-demokratische Strömungen richten soll. Laut Frankonia bestehe ein unbefristetes Hausverbot gegenüber Burschenschaftern der Burschenschaft Germania.

Auch wenn es in diesem Fall einen etwas weniger reaktionären Männerbund getroffen hat, zeigt der Vorfall ein weiteres Mal, wie die Germanen gegen andersdenkende Menschen vorgehen.

Anders als Michael Terwiesche, Vorsitzender des Trägervereins des Hauses der Frankonia, der glaubt, das irgendwelche rechtsradikale Spinner bei den Germanen untergekommen seien3, hat die Germania kein Naziproblem, sondern IST ein Naziproblem. Dies zeigt sich ganz klar, wenn man sich zum Beispiel die Redner der vergangenen Veranstaltungen und die Gäste genauer anschaut. So war unter anderem Alain de Benoist Redner auf der Germania-Veranstaltung „Junges Europa“ im Jahr 2019. Benoist ist ein maßgeblicher Vordenker der Neuen Rechten. Außerdem hielt auch schon Götz Kubitschek, Strippenzieher der Neuen Rechten in Deutschland, Reden auf dem Haus der Germanen. Somit wird klar, dass die Burschenschaft Germania ganz bewusst große Namen der Neuen Rechten einladen um die Aktivitas in ihrem Weltbild zu schulen. Und auch, dass die Redner die Einladungen annehmen, zeigt welchen Stellenwert die Burschenschaft in Marburg innerhalb der Neuen Rechten europaweit innehat.

Nazivillen dichtmachen!

1https://www.fr.de/rhein-main/marburg-rechte-burschenschaft-unter-verdacht-90147409.html

2https://stadtlandvolk.net/?p=143

3https://www.fr.de/rhein-main/marburg-rechte-burschenschaft-unter-verdacht-90147409.html

Die Rechte-Nazis aus dem Schwalm-Eder-Kreis vor Gericht

Drei Nazis aus dem Umfeld von Die Rechte wurden Mitte November in Treysa wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung verurteilt. Den drei Nazis aus dem südlichen Schwalm-Eder-Kreis wurde u.a. der Angriff auf ein Bistro in Kirchhain sowie auf ein Wohnhaus vorgeworfen. Ende Dezember 2018 hatten die drei Angeklagten zusammen mit drei weiteren Männern um 4 Uhr Morgens eine Kneipe in Kirchhain gestürmt. Sie randalierten und verletzten einen Gast. Am Vortag hatten sie bereits dort gesoffen und Gäste mit rassistischen Parolen beleidigt. In dieser Zeit bekleideten zwei der angeklagten Nazis Vorstandspositionen in der Nazipartei. Auch ein Haus einer türkischstämmigen Familie griffen sie an – eine Scheibe wurde eingeworfen. Bei Hausdurchsuchungen wurden laut Bullen u.a. Flyer der Nazipartei, Bettwäsche mit Reichskriegsflagge und T-Shirts mit der Aufschrift „Hitler-European-Tour“ gefunden.

Über den Aufbau und die Strukturen von Die Rechte in Hessen gibt ein Beitrag des Rechercheportals Documentation Research and Information Überblick. Dort heißt es passenderweise abschließend: „Demnach wird es auch vermutlich der Partei „die Rechte“ nicht gelingen sich ernsthaft zu etablieren. Die nähe der Partei insgesamt zur militanten Naziszene macht sie in der Region zumindest für ein Spektrum interessant, welches die NPD in Hessen nicht für sich gewinnen kann. Die militante Neonaziszene in (Nord-)Hessen hat aber durchaus gezeigt, dass sie keine erfolgreiche Partei braucht um eigene Strukturen aufzubauen und Anschläge zu verüben. Dies zeigen nicht zuletzt die Verstrickungen beim Mord Walter Lübcke nur zu deutlich.“

Zuletzt war mindestens ein Mitglied der Nazipartei gemeinsam mit anderen Nazis aus dem Schwalm-Eder-Kreis auch in Marburg unterwegs. Im Rahmen einer Kundgebung der Corona-Leugner*innen am 09. Mai tauchte ebenfalls Tim Schmerer, seit März 2019 Beisitzer im Landesvorstand, auf dem Marktplatz auf. Eine Übersicht der anwesenden Nazis liefert z.B. das Rechercheportal stadtlandvolk.

Presseschau zum Prozess
https://www.op-marburg.de/Landkreis/Ostkreis/Rechte-Gewalt-im-Vollrausch-in-Kirchhain

https://www.op-marburg.de/Landkreis/Ostkreis/Haftstrafen-fuer-Rechtsextreme-nach-Randale-in-Kirchhain

Manuel Mann kommt aus seinem Loch

Wie unter anderem die Recherchekampagne StadtLandVolk berichtet, kam es im Rahmen einer Kundgebung der Corona-Leugner*innen von Weiterdenken Marburg am 5. September zu einem Naziangriff auf Aktivist*innen der Gegenkundgebung. Der Täter ist kein Unbekannter, auch wenn er die letzten 10 Jahre in der Versenkung verbracht hat. Bereits 2004 berichteten wir in einem Aufruf zu einer Demo in Kirtorf über den Neonazi Manuel Mann und seine Rolle im organisierten Neonazimilieu. StadtLandVolk fasst den Werdegang des Neonazis Mann zusammen.

Antisemitismus bei Normannia Heidelberg – Marburger Germane involviert

Wie die Antifa Freiburg berichtet, ist es der Nacht auf den 29. August zu einen antisemitischen Übergriff auf dem Haus der Burschenschaft Normannia zu Heidelberg gekommen: Der Verbindungsstudent Philipp Smeljanez – der Mitglied der „Jungen Alternative“ sein soll und wie der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl der „Alten Leipziger Landsmannschaft Afrania im CC zu Heidelberg“ angehört – wurde von mehreren Verbindungsstudenten mit Gürteln verprügelt, mit Münzen beworfen und als „Drecksjude“ und „Judensau“ beschimpft.

Die Tat passierte während der Feier zum 28. Geburtstag von Patrick Bass, der u.a. als der Nazirapper Komplott bekannt ist und als einer der regionalen Köpfe der Identitären Bewegung in Heidelberg gilt.

Bass begann seine Nazikarriere aber im schwäbischen Hinterland. Er war Aktivist der AG Schwaben sowie führender Kopf einer gewaltbereiten Naziclique aus Langenau. In seiner Funktion als Neonazikader nahm er an zahlreichen Naziaufmärschen im ganzen Bundesgebiert teil, so in Dresden 2009, Augsburg 2010 sowie Heilbronn 2011. Spätestens 2013 wurde er bei der Burschenschaft Germania Marburg aktiv. Als Fux durfte Bass 2013 den Stand der Burschenschaft auf dem Zwischentag 2013 zusammen mit seinem Bundesbruder Tobias Sauer betreuen. 2014 nahm er am Marktfrühschoppen teil, nun als vollwertiges Mitglied der Germania Marburg. Auch nach seinem Umzug nach Heidelberg ist Bass immer wieder gern gesehener Gast auf dem Haus der Naziburschenschaft Germania.

Der Vorfall und die Personalia Bass sind wieder einmal Beweis dafür, was die sogenannte „Neue Rechte“ rund um IB und Deutsche Burschenschaft wirklich sind. Die antifaschistische Zeitung Lotta schrieb 2019: „Bass ist auch ein Beispiel dafür, dass sich die „Neue Rechte“ nur formal von der neonazistischen Rechten abgrenzen lässt: unter dem Pseudonym „Subverziv“ produzierte er einen antisemitischen Mobitrack für den „Nationalen Antikriegstag“ in Dortmund 2012 (vgl. Lotta #66, S. 21—23). In dem Track heißt es: „Und dieser Staat da am Toten Meer mit dem Hexagramm stecken für Macht und Geld die ganze Welt in Brand“.“

Björn Clemens – „Im Dienste des nationalen Widerstands“

In der aktuellen Ausgabe der antifaschistischen Zeitung Lotta geht es u.a. um den extrem rechten Szeneantwalt Björn Clemens. Dieser vertritt aktuell den Neonazi Markus Hartmann im Strafprozess um den Mord am CDU-Politiker Walter Lübcke. Clemens begann seine politische Karriere bei der Marburger Burschenschaft Rheinfranken und war in den 1990ern im Republikanischen Hochschulverband an der Uni Marburg sowie in der Nazipartei Die Republikaner aktiv. Der ausführliche Beitrag ist im Onlinebereich der Lotta zugänglich.

 

Marburg zeigt Respekt – Es fragt sich nur, für wen eigentlich

Marburg zeigt Respekt – Es fragt sich nur, für wen eigentlich

Seit kurzem sind in Marburg neue Aufkleber zu finden: Auf Bussen, Feuerwehrfahrzeugen und den Fahrzeugen der Müllabfuhr. Die Aufkleber sind nicht etwa die einer linken Gruppe, sondern Aufkleber der Stadt Marburg. Es sind Hände in verschiedenen Farben zu sehen, wie etwa rot oder braun, eine ist regenbogenfarben. Darunter steht „Marburg zeigt Respekt“. Die Hände sollen verschiedene Berufsgruppen symbolisieren, nämlich (so ist es auf der Webseite der Stadt nachzulesen) Einsatzkräfte wie die Feuerwehr und die Müllabfuhr.

Was hat es nun mit dieser Symbolik auf sich? Oft nutzen linke Gruppen verschiedenfarbige geballte Fäuste, um auf den Widerstand verschiedener Gruppen hinzuweisen, die von Diskriminierung betroffen sind. Jetzt verwendet die Stadt diese Symbolik, um mehr Respekt für bestimmte Berufsgruppen zu fordern.

Dabei wirkt es nicht nur etwas befremdlich, beispielweise eine regenbogenfarbene Hand neben eine rote Hand für die Feuerwehr zu setzen – hier stellt sich schon die Frage, ob LGBTIQ-Personen mit Berufsgruppen auf eine Ebene gehoben werden sollen. Im Statement der Stadt zu den Stickern wird auch nicht erklärt, welche Bedeutung die regenbogenfarbene Hand hat. Hände in verschiedenen Brauntönen stehen vermutlich für rassifizierte Menschen, was ähnlich unpassend ist.

Noch mehr als dies stößt die blaue, die Polizei-repräsentierende Hand, auf. Es ist leider keine Ausnahme, dass Polizei, Feuerwehr und etwa Ärzt*innen als gleichartige Berufsgruppen dargestellt werden. Allerdings sollte eigentlich gerade hier genau unterschieden werden, denn Cop zu werden ist definitiv nicht das gleiche wie Ärzt*in zu werden. Und wenn wir alleine die Nachrichten der letzten Wochen Revue passieren lassen, sollte auch klar sein, dass die Unterschiede (Stichwort rassistische Polizeigewalt) ziemlich große sind. Wer sich dafür entscheidet, Cop zu sein, Gewalt für den Staat auszuüben und in Reih und Glied mit den rassistischen Kolleg*innen zu stehen, trifft bewusst diese Entscheidung. LGBTIQ zu sein, ist keine Entscheidung. Nach der Arbeit ist die Arbeit vorbei, das Leben als queere Person hingegen läuft weiter. Das Gleiche gilt für rassifizierte Personen und hier zeigt sich nochmal ein besonderer Rassismus: Gerade nach den letzten Monaten sollte allen klar sein, dass es ein rassistisches Polizeiproblem nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland gibt. Und auch direkt vor unserer Haustür häufen sich die Meldungen über extrem rechte Bullen, ob in Frankfurt, Wiesbaden, Marburg oder Kirtoff. Hessen bildet mehr einen Hotspot als eine Ausnahme was die deutschlandweiten Fälle von Netzwerken und NSU2.0-Drohungen von Nazibullen angeht. Dann von Rassismus Betroffen und Cops auf eine gleich schützenswerte Stufe zu stellen, ist ein Schlag gegen alle antirassistische Arbeit und rassifzierten Personen.

Mehr Respekt gegenüber Cops zu fordern ist aus noch einem anderen Grund dreist: Es handelt sich bei Cops um keine unterdrückte Gruppe – ganz im Gegensatz zu von Rassismus und/oder Queerfeindlichkeit betroffenen Personen.

Wenn die Stadt nun mehr Respekt für Bullen fordert, dann handelt es sich um die falsche Gruppe, der Solidarität geboten wird.

Tout le monde detèste la police! Ganz Marburg hasst die Polizei!

Gegenprotest zur Verschwörungskundgebung am 05.09.2020

Für Samstag, den 05. September, wird erneut zu Protesten gegen die Verschwörungsideolog*innen von Weiterdenken-Marburg aufgerufen. Treffpunkt ist um 14:15 Uhr am Erwin-Piscator-Haus. Den gesamten Aufruf sowie Hintergründe zu der Bagage aus Faschos, Impfgegner*innen und Antisemit*innen gibt es auf der Webseite der Genoss*innen der Initiative Kein Frieden mit Antisemiten.

Erneut Naziaktivitäten in Cappel

Mittwochabend (19. August), gegen 22:20 Uhr haben zwei Faschos an der Bushaltestelle August-Bebel-Platz den Hitlergruß gezeigt. Laut Zeug*innen waren die beiden Typen besoffen und gröhlten rum. Sie sind daraufhin in einen Bus eingestiegen. Beide sollen schlank sein, einer von ihnen trug ein weißes Shirt. Das ist das zweite Mal in kürzerer Zeit, dass in Cappel Faschist*innen aufgefallen sind. Was mitbekommen? Eure Antifagruppen freuen sich über Infos.

Fascho mit Nazi-Tattoos in Cappel unterwegs!

Am Donnerstag (06. August) ist in Marburg-Cappel ein Typ mit freiem Oberkörper und Hakenkreuz Tattoo auf dem Rücken aufgefallen. Er war mit Begleitung einer Frau gegen 14.40 Uhr auf der Beltershäuser Straße/Umgehungsstraße/Cappeler Straße unterwegs. Laut Beschreibung ist er ca. 1,80m groß, von schlanker Statur, hat braune bis dunkelblonde Haare und trug zum Zeitpunkt beige Shorts. Infos an die lokalen Antifagruppen eures Vertrauens!